Hüfterkrankungen bei Kindern
Erkrankungen und Verletzungen des Hüftgelenkes treten häufig bei Kindern im Vorschulalter bis in die frühe Jugend auf. Die meisten Hüftprobleme bei Kindern sind harmlos, dennoch sollte jedes Kind, das plötzlich hinkt, einem Kinderorthopäden vorgestellt werden. Es können sich ernste Notfälle hinter einem vermeintlich harmlosen Hinken verstecken. Häufig klagen Kinder über Knieschmerzen, wenn eigentlich die Hüfte verletzt ist.
Hüftschnupfen
Der „Hüftschnupfen“ tritt häufig als Folge einer Erkältung auf. Meist vergehen etwa zehn Tage, bis das Kind zu Hinken beginnt und meist über Schmerzen im Kniegelenk klagt. Die Erkältung ist in den meisten Fällen schon abgeklungen.
Durch eine Immunreaktion entsteht ein Erguss im Hüftgelenk, der das Hinken auslöst. Die Erkrankung ist in aller Regel harmlos und die Beschwerden bilden sich in ein oder zwei Wochen zurück. Wichtig ist die Entlastung des Hüftgelenkes und eine Gabe entzündungshemmender Medikamente. Mit einer Ultraschalluntersuchung können wir den Gelenkerguss sehen und seine Abnahme im Verlauf beobachten.
Die Vorstellung in der Oberlinklinik bei einem Verdacht auf Hüftschnupfen ist dringend zu empfehlen, da man den Hüftschnupfen von der seltenen eitrigen Entzündung des Gelenkes nach einem Racheninfekt abgrenzen muss. Diese Entzündung ist ein Notfall. Das Gelenk muss unbedingt operativ durch eine Gelenkspiegelung gespült werden. Die Laborwerte, der sonographische Befund und der klinische Untersuchungsbefund geben Aufschluss, um welche Hüftgelenkserkrankung es sich handelt.
Hüftdysplasie
Eine angeborene Reifungsstörung des Hüftgelenkes bezeichnet man als Dysplasie. Die Hüftdysplasie kann allein stehend – häufiger und meist bei Mädchen - oder zusammen mit anderen angeborenen Fehlbildungen vorkommen. Mögliche verursachende Faktoren: die Beckenendlage, eine Frühgeburt sowie eine erbliche Komponente.
Die Symptome der Hüftgelenksdysplasie sind nicht leicht zu erkennen. Seitenungleichheit der Pofalten und Bewegungseinschränkungen der betroffenen Hüfte beim Strampeln beim Baby können erste Hinweise liefern. In der Regel verursacht eine Hüftdysplasie keine Beschwerden. Ohne Behandlung kommt es bei schweren Formen zu bleibenden Schäden des Hüftgelenks wie Hinken, Gangstörungen und Schmerzen. Endzustand schwerer Formen ist die Hüftgelenksarthrose, also der frühzeitige Verschleiß des Gelenkes.
Zur Früherkennung der Hüftdysplasie führen wir bei ca. 1800 Säuglingen im Jahr eine Ultraschalluntersuchung (Hüftsonographie) als Screening im Rahmen der U3 (nach ca. sechs Wochen) und im Rahmen der Therapie Folgesonographien - nach Prof. Graf - in der Oberlinklinik durch. Bei einer Dysplasie kann diese entweder durch „breites wickeln“ oder eine Schiene behandelt werden. Mit diesen Therapien können beinahe alle Hüftentwicklungsstörungen vollständig geheilt werden.
Sehr selten ist die operative Einrichtung des Hüftgelenkes erforderlich. Diese Operation wird in der Regel zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr durchgeführt. Einige wenige nur mäßig ausgeprägte Hüftdysplasien werden im Verlauf beobachtet und können bei Verschlechterung zu einem späteren Zeitpunkt operiert werden. Unser Kinderorthopädisches Team in der Oberlinklinik ist auf diese Eingriffe spezialisiert.
Behandlungsmöglichkeiten
Morbus Perthes und Hüftkopflösung – Therapie
Konservative und operative Therapie bei Morbus Perthes
Durchblutungsstörungen des Hüftkopfes treten in unterschiedlichen Formen auf und sind im Kapitel „Erkrankungen“ näher beschrieben. Die Behandlung ist primär konservativ mit kurzer Entlastung des Gelenkes und früh begonnener Physiotherapie zum Erhalt der Beweglichkeit. Bei fortgeschrittenem Morbus Perthes ist es manchmal notwendig, den „Formschluss“ des Gelenkes wiederherzustellen und die Beweglichkeit im Rahmen einer Operation zu verbessern. Das geschieht durch eine minimalinvasive Spiegelung des Gelenkes oder eine offene Darstellung des Gelenkes. Ebenso kann durch eine Umstellung des Schenkelhalses die Passform des Gelenkes verbessert werden. Wir führen alle genannten Operationen in der Oberlinklinik durch.
Reposition und Verschraubung bei Jugendlicher Hüftkopflösung
Bei Kindern und Jugendlichen befindet sich das Hüftgelenk noch im Wachstum, zwischen dem Oberschenkelknochen und dem Hüftkopf besteht eine Wachstumsfuge. Im Rahmen von Unfällen, aber auch ohne ein erinnerliches Unfallereignis kann es zu einem Abrutschen des Hüftkopfes kommen. Das typische Alter liegt zwischen 11 -14 Jahren, wobei Jungen häufiger betroffen sind. Es handelt sich um einen Notfall, der Hüftkopf muss umgehend in seine ursprüngliche Stellung gebracht werden und dort stabilisiert werden. Manchmal empfehlen wir, die andere Hüfte prophylaktisch mit zu operieren, um ein Abrutschen dort zu verhindern, da die Erkrankung sehr häufig im Verlauf auch auf der Gegenseite auftritt.
Endoprothese
Implantation eines künstlichen Hüftgelenks
In der Oberlinklinik wenden wir verschiedene Varianten des Hüftgelenkersatzes an. Jeder Mensch hat eine einzigartige Statur und Knochenbau, daher ist der Ersatz des Hüftgelenkes individuell zu planen. Wir suchen mit Ihnen gemeinsam die für Sie optimale Behandlung und Prothese aus.
Minimalinvasive Technik
In der letzten Zeit hat die minimalinvasive Implantation an Bedeutung gewonnen. Bei dieser schonen Operationsmethode ist nicht nur die Narbe kleiner als bei der herkömmlichen Methode. Durch die Verwendung von speziellen Instrumenten müssen keine Muskeln abgelöst werden, um das Hüftgelenk zu erreichen. Dadurch sind die Patienten schneller wieder beweglich. Aufgrund von Knochenbau und Statur sind leider nicht alle Patienten für diese Operationsmethode geeignet.
Behandlung der Hüftdysplasie
Die Schienenbehandlungen mit Spreizhose, Tübinger-Schiene und Pavlik-Bandage bei Säuglingen mit Hüftreifungsverzögerungen und Hüftdysplasie führen wir im Rahmen unserer Sprechstunde ambulant durch. Mitunter ist auch eine stationäre Behandlung notwendig, wenn der Hüftkopf nicht regelhaft in der Pfanne liegt.
Bei einer ausbleibenden Hüftreifung trotz Schienenbehandlung spricht man im Kleinkindalter von einer Hüftdysplasie. Diese schmerzt dem Kind anfangs nicht und ist äußerlich nicht einfach zu erkennen. Im weiteren Wachstum und im Erwachsenenalter wird ein solches Hüftgelenk jedoch frühzeitig verschleißen und in eine Arthrose münden. Daher sollten ausgeprägte Hüftdysplasien operativ behandelt werden, um eine normale Gelenksfunktion herzustellen und dadurch die Entstehung einer Arthrose zu verhindern. Wir empfehlen die Operation zur Beckenumstellung im Vorschulalter, im Idealfall im zweiten bis fünften Lebensjahr. Dieser Operationszeitpunkt hat den Vorteil, dass das kindliche Becken noch sehr flexibel ist, und durch eine kleine Operation modelliert werden kann.
Im Grundschulalter ist diese einfache Operation meist nicht mehr möglich, da das Becken zunehmend verknöchert. Im Jugend- und Erwachsenenalter sind dann umfangreichere Operationen notwendig aufgrund der Verknöcherung des Beckens, sodass dieses für die Pfannenumstellung an drei Stellen durchtrennt werden muss. Auch der Oberschenkel muss in manchen Fällen in die Operation einbezogen werden, wenn der Schenkelhals zu steil ist und/oder zu weit nach vorn verdreht ist.
Wir führen alle genannten Operationen in unserem Hause durch. Wir beraten Sie in unserer Sprechstunde ausführlich über die für Ihr Kind in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten. Wir vergeben für Kinder bevorzugte Operationstermine zu Beginn der Schulferien, um Ausfallzeiten zu vermeiden.
Sie möchten Ihr Kind bei uns behandeln lassen?
Ihr niedergelassener Arzt (Orthopäde, Kinderarzt, Sozialpädiatrisches Zentrum) führt die Erstdiagnose und wichtige Behandlungsschritte durch. Je nach Indikation entscheidet sich der Arzt für eine anschließende Weiterbehandlung in einer Fachklinik. Von ihm erhalten Sie einen Überweisungsschein, mit dem Sie einen Termin für eine Sprechstunde in der Oberlinklinik vereinbaren können.
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