Eine Pflegerin hilft einem Mädchen mit Bewegungshilfe, beide schauen sich an

Hirnschaden nach Unfällen

Gehirn und Rückenmark können bei Unfällen direkt verletzt werden: Schädel-Hirn-Trauma, Hirnkontusion, Rückenmarksverletzung. In Folge von Sauerstoffmangel wie beim Ertrinkungsunfall oder beim Herz-Kreislauf-Stillstand kann das Gehirn geschädigt werden.

Im Gegensatz zu den angeborenen und frühkindlichen Hirnschäden sind hier Menschen betroffen, die zunächst eine vollkommen normale Entwicklung gemacht hatten, durch den Unfall aber einen Teil ihrer früheren Fähigkeiten verlieren.

Mit einer funktionellen Behandlung, der sogenannten Neurorehabilitation versucht man, in den ersten Monaten und manchmal auch noch Jahre nach dem Unfall bedeutende Erfolge und Verbesserungen der verloren gegangenen Fähigkeiten zu erreichen. Je länger aber der Unfall zurückliegt, umso deutlicher treten – meist durch Spastik und Lähmung – Folgeschäden an Muskeln, Sehnen und Gelenken auf. Diese Folgeschäden gefährden weitere Rehabilitationsziele wie beispielsweise die Wiedererlangung der Steh- und Gehfähigkeit. In der Neuroorthopädie der Oberlinklinik werden diese Folgeschäden und –probleme durch konservative Maßnahmen wie Gipsbehandlung, Hilfsmittel, Botulinumtoxin-Behandlung oder auch durch Operationen wie Sehnenverlängerungen, knöcherne Korrekturen und Stabilisierungen, behandelt.

Gerade bei unfallgeschädigten Menschen stehen vor der Behandlung die sorgfältige Diagnostik und Problemanalyse, wofür die Patienten einige Tage auf unserer Station vom gesamten Neuroorthopädie-Team untersucht, behandelt und betreut werden.

Im Thusnelda-von-Saldern-Haus in den Lebenswelten im Oberlinhaus finden Menschen mit erworbenen Behinderungen nach der Reha im Übergangswohnen eine gute Unterstützung auf dem Weg ins eigenständige Leben. (Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Internetseite Geschäftsbereiches Lebenswelten im Oberlinhaus.)

Behandlungsmöglichkeit

Funktionelle Behandlung

Patienten mit Funktions- bzw. Entwicklungsstörung wie beispielsweise fehlende Stehfähigkeit oder Gebrauchsunfähigkeit der Hände werden von Ärzten und Therapeuten (Krankengymnastik und Ergotherapie), aber auch durch Fachpflegekräfte und Behindertenpädagogen sorgfältig untersucht.

Egal ob Kind oder Erwachsener - es wird zunächst geprüft, welche Entwicklungs- und Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Die Behandlung des gesamten Teams zielt darauf, die vorhandenen Fähigkeiten und Funktionen zu unterstützen und auszubauen und dabei möglichst intensiv die Eigenaktivität der Patienten zu fördern. Frühzeitig sollen auch Fehlentwicklungen und drohende Verschlechterungen wie bei Kontrakturen oder Hüftluxationen erkannt und dann gezielt behandelt werden.

In Krankengymnastik und Ergotherapie wird nach neurophysiologischen Prinzipien gearbeitet: die Entwicklungsdefizite sollen durch möglichst natürliche (physiologische) Bewegungsschulungen vermindert werden. Vom Ärzteteam werden neben der Diagnostik hochspezifische Medikamente (z.B. Baclofen zur Muskeltonussenkung) vorsichtig dosiert und die erforderlichen Hilfsmittel – gemeinsam mit den Orthopädietechnikern – konzipiert.

Mit Botulinumtoxin steht ein Medikament zur Verfügung, um drohende Kontrakturen auch ohne Operation zu vermeiden oder den Zeitpunkt für eine Operation möglichst weit hinaus zu zögern. Mit Redressionsgipsen können zum Beispiel Spitzfußkontrakturen wieder gelockert werden.

Botulinumtoxin

Botulinumtoxin ist ein Neurotoxin, also ein Nervengift, das seit über 20 Jahren in der Medizin eingesetzt wird. Durch diesen Wirkstoff wird die Übertragung von sogenannten Botenstoffen im Nervensystem und vor allem am Muskel gehemmt. Das Medikament wirkt fast ausschließlich in und an dem Muskel, wohin es gespritzt wird. In der Neuroorthopädie können gezielt Muskeln, deren Überaktivität (Spastik oder Tonus) erkannt wurde, beispielsweise mithilfe von Ultraschallgeräten, gespritzt werden.

Diese Muskeln werden dann für zwei bis drei Monate deutlich lockerer. Die Patienten können sich besser bewegen oder sind für die weitere Therapie (Krankengymnastik, Hilfsmittelanwendung) besser vorbereitet. Ein Nachteil ist, dass die Spritzenbehandlung nach einigen Monaten wiederholt werden muss. Da die Spritzen manchmal etwas weh tun, wird die Behandlung bei Kindern oft im Schlaf oder sogar in Narkose durchgeführt.

Nicht alle Muskelverkürzungen können mit Botulinumtoxin behandelt werden. Es ist daher zunächst eine sorgfältige Untersuchung und Beurteilung der Bewegungsstörung erforderlich, bevor das sehr teure Medikament zum Einsatz kommt. Seit Einführung des Botulinumtoxins in die Spastik-Behandlung können viele Operationen ganz entfallen oder sie werden später und in geringerem Umfang erforderlich.

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